Apfelblüten, Bienchen, Stille…
Wir starten wie so oft in Berlin-Hirschgarten. Obwohl es bereits Mittag ist (zu spät losgekommen, jaja), ist keine Menschenseele zu sehen. Die Plakatwände sind leer – Corona hat die Werbeindustrie lahmgelegt… ; )
Gut gelaunt und höchst erfreut über den leeren Zug brausen wir mit dem RE1 nach Fürstenwalde/Spree. Der erste Teil der Radstrecke – bis man ab dem Bahnhof das Städtchen hinter sich gelassen hat – ist etwas unschön, an der (Bundes)Straße entlang. Nach ca. 20 Minuten, hinter Neuendorf im Sande, verlässt man endlich die Buchholzer Chaussee und mit dem Einbiegen in den von nun an schmalen Radweg wird man von der einsetzenden Stille und geschwätzigen Amseln begrüßt…
In der Gemeinde Steinhöfel, die mit der Inbetriebnahme der Oderbruchbahn 1911 eine Bahnstation erhielt, lohnt sich ein Abstecher zum hübschen spätklassizistischen Schloss, das völlig überdimensioniert für diesen kleinen Ort erscheint. Nach bewegter Geschichte ist das Schloss heute im Besitz des Berliner Arztes und Kunstsammlers Thomas Pahlitzsch und wird theoretisch als denkmalgeschütztes Hotel genutzt. Die schöne Parkanlage bleibt öffentlich zugänglich. Mit etwas Glück hat sogar das Schlosscafé geöffnet – bei unserem Besuch war alles leider verriegelt und menschenleer.
In der Nähe des Schlosses findet sich auch das Alte Amtshaus Steinhöfel, Eiscafé, Bibliothek und Galerie in einem. Apfelkuchen in der Apfelsaison, mit Glück!
landkunstleben
Der erwähnenswerte Kunstverein landkunstleben bietet mehrmals im Jahr Feste an, Kunstprojekte, Kochkurse im Freien (Kochende Gärten) und Beetbeteiligungen im Garten Steinhöfel an. Der Garten Steinhöfel liegt im Gelände der ortsansässigen Gärtnerei, angrenzend an Steinhöfels Park & Schloss.
Im nächsten Dorf, Hasenfelde, entzückt das Dorfwappen, und die Apfelbaumdichte nimmt langsam zu. Es gibt übrigens so viele Apfelbäume entlang der Strecke, weil die Fahrgäste der Oderbruchbahn früher bei der Zugfahrt ihre Apfelputzen aus dem Fenster warfen! Lustige Radwege wie der „Holzweg – Märkische Energieradtour“ und natürlich der omnipräsente Jakobsweg kreuzen die Route des Oderbruchbahn-Radwegs. Diesen verlassen wir in Hasenfelde allerdings auch schon wieder, um weiter der Route der Apfeltour in Richtung Heinersdorf zu folgen. Alternativ könnte man ab Hasenfelde nun auch die Radroute Märkische Schlössertour wählen, Richtung Müncheberg.
200 Jahre alte Apfelbaumallee
In Heinersdorf verlassen wir die Apfeltour-Route kurzzeitig, um die älteste Apfelbaumallee Brandenburgs zwischen Tempelberg und Gölsdorf einmal rauf- und runterzufahren, oder bessergesagt, zu schieben (sehr sandiger bzw. schlammiger Weg, je nach Jahreszeit!). Lohnt sich dennoch. Knorrige, bemooste Stämme lassen ihr stolzes Alter von teilweise über 200 Jahren erahnen – angelegt wurde die Allee 1804 vom damaligen Reichskanzler und Grafen Karl August von Hardenberg.
Wer bei Heinersdorf Hunger verspürt, dem sei ein Besuch der Alten Schmiede empfohlen. Wir hatten (leider) bereits ein Picknick eingepackt, aber das Gasthaus/Café sah nett aus. Im Sommer kann man im Heinersdorfer See bestimmt hübsch eine Runde schwimmen…
Nach einem Picknick unter den Apfelbäumen und einem kurzen aber heftigen Gewitter (immerhin mit Regenbogen!) geht’s weiter Richtung Norden, schnurstracks zum Bahnhof in Müncheberg, den wir durchgefroren kurz vor Sonnenuntergang erreichen.
Auf der gesamten Tour sind wir keinem einzigen anderen Radler begegnet… Vielleicht lag es an der Jahreszeit und dem recht durchwachsenen Aprilwetter – wer jedenfalls Ruhe und Entspannung sucht, ist auf dieser Strecke ganz gut aufgehoben!
ps: Nette Initiative: Steinhöfels „Dorfrezepte„.
Von Fürstenwalde über Steinhöfel und Müncheberg nach Buckow | ca. 36 km | GPX-Download